Sehenswertes in Willsbach

Kriegerdenkmal und Kriegsopfergedächtnisstätte Willsbach

Im Kirchacker 1, Obersulm-Willsbach

Vergiss, mein Volk, die teuren Toten nicht und schmücke auch unsere Urne mit dem Eichenkranz!
Theodor Körner (Dichter & Lützower Jäger), 1791-1813

Ursprünglich 1921 aufgestellt unter der „Friedenslinde“ am ehemaligen „Friedensplatz“ in Willsbach steht nun im offenen Vorraum der Aussegnungshalle des Friedhofs Willsbach ein Steinsockel mit einer knieenden Soldatenfigur. Daneben sind sieben Bronzetafeln mit den Namen der Opfer des I. und II. Weltkrieges angebracht. Ergänzt wird die heutige Kriegsopfergedächtnisstätte von einer, auf dem Vorplatz der Aussegnungshalle befindlichen, sechs Meter langen und 2,2 Meter hohen, aus mainfränkischem Muschelkalkstein „Blaubank“ bestehenden, Gedächtnistafel. Diese ist versehen mit einer Inschrift des Theologen und Dichters Albrecht Goes unter graphischer Gestaltung des Graphikers Achim Beckert sowie mit drei Reliefs des Bildhauers Hermann Koziol.

Inschrift der Gedenktafel:

GEH NICHT VORBEI!
DENK AN DAS VIELE BLUT
UND DENK, DIES SEI GESCHEHEN,
DAMIT DU KÖNNTEST SONN UND STERNE SEHEN
WER STARB, STARB DIR ZUGUT

SIEH KREUZ UND GRAB
DES VATERS EINIGER SOHN
MUSS NACHT UND SCHANDE SCHMECKEN,
EH DASS IHN GOTTES HEILGE WÄCHTER WECKEN
IM ÖSTERLICHEN TON

DIE WELT IST ARG
UND WILL DOCH HEUT UND HIER
DES FRIEDENS HEIMSTATT HEISSEN,
DA SICH DIE WANDRER GRÜSSEN, TRÄNKEN, SPEISEN
UND JEDER FRAGT – NACH DIR

Reliefs:
eine Kreuzgruppe, Szene der Grablegung und der barmherzige Samariter


Geschichtliches

Ursprüngliches

Im September 1921 wurde das Kriegerdenkmal „der knieende Soldat“ am damaligen Friedenslindenplatz in Willsbach (heutiger Bereich der Kreisverkehrsanlage Brückenstraße/Affaltracher Straße) aufgestellt. Geschaffen hatte das Denkmal der Bitzfelder Bildhauer Wender. Im Sockel des Sandstein-Kriegerdenkmals waren die Namen der Gefallenen des I. Weltkrieges eingemeißelt.

Am 18. September 1921 erfolgte die Einweihung während einer zeremoniellen Einweihung:

  • Morgens ½ 10 Uhr gemeinsamer Kirchgang
  • Nachmittags 2 Uhr Sammlung sämtlicher Vereine, Angehörigen und sonstigen Teilnehmern am Rathaus, sodann nach Ankündigung durch das Rathausglöckchen Abmarsch zum Friedensplatze
  • zur Einleitung der Feier allgemeiner Gesang „Gott ist getreu“
  • Ansprache durch Herrn Postverwalter Reinhart, Vorstand des Kriegervereins
  • Gesangverein „Wir lieben uns wie Brüder“
  • Enthüllung und Übergabe des Denkmals an die Gemeinde durch den Schöpfer – Wender – unter Böllerschüssen und Glockenläuten. Hierauf folgen Kranzniederlegungen und Huldigungen seitens der Gemeinde und der Vereine. Als Vertreter der Gemeinde wird wegen Krankheit des Ortsvorstehers bei der Feier Gemeinderat Hohl fungieren

Am 29. September 1921 wurde während der Gemeinderatssitzung Willsbach festgestellt: „Bei der Einweihung des Kriegerdenkmals ist dem August Rapp hier ein Unfall beim Schiessen mit Ausbläsern passiert infolgedessen er ein Auge verlieren wird.“ Der Witwe Rapp, deren einzige Stütze deren Sohn August Rapp bedeutete, wurden daraufhin für die außerordentlich hohen Auslagen für dessen Behandlung in der Augenklinik Dr. Zeller, Heilbronn, ein unverzinsliches Unterstützungsdarlehen von 1000 Mark ausbezahlt.

Versetzung und Erweiterung 1961

Bereits während der Willsbacher Gemeinderatssitzung am 14.11.1958 wurde zur Versetzung des bestehenden Kriegerdenkmals  in den Friedhof Willsbach mit dessen Erweiterung für die Gefallenen und Vermissten des 2. Weltkrieges angeregt. Ein Entwurf und Kostenvoranschlag wurde bei der Steinmetzfirma Wender aus Bitzfeld eingeholt. Zuvor waren die dort bestehenden beiden Soldatengräber durch die Firma Wender mit einem Gedenkstein versehen worden. Die angeregte Versetzung und Erweiterung fand seinerzeit keine Ausführung.

Im Zuge des Ausbaus der Ortsdurchfahrten der Landstraße I. Ordnung nach Dimbach und II. Ordnung nach Affaltrach war es im Jahr 1961 jedoch erforderlich, das Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu versetzen. Das alte Denkmal stand unter einer „Friedenslinde“ auf einer Verkehrsinsel beim Sportplatz (heutiger „alter Sportplatz“). Der Verkehr störte die Gedenkstunden. Der Gemeinderat hatte deshalb beschlossen, das Kriegerdenkmal in den Friedhof versetzen und für die Opfer des Zweiten Weltkriegs zusätzlich einen zweiten Gedenkstein errichten zu lassen. Nach „einmütiger“ Auffassung des Gemeinderats am 25.02.1961 wurde beschlossen, das neue Ehrenmal im Friedhof Willsbach zu erstellen. Dabei strebte man eine Anlehnung an bereits in der regionalen Umgebung (Eberstadt, Pfedelbach, Eschelbach und Neuenstein) von Kunststeinbildhauer Hermann Koziol geschaffene Ehrenmale an. Das „Eschelbacher“ Vorbild kam schließlich den Vorstellungen des Willsbacher Gemeinderats am nächsten.

Nach einer halbjährigen Zeit des Planens und Bauens war auf dem Friedhof Willsbach eine schöne Anlage entstanden. Gartenarchitekt Aldinger aus Stuttgart hatte die Gesamtplanung und Anleitung übernommen. Der 1961 ausgesuchte Platz wurde sinnreich genutzt und harmonisch aufgegliedert. Unterhalb der bestehenden Friedhofsmauer am Lindenweg wurde ein sechs Meter langer und 2,20 Meter hoher Gedächtnisstein (Schriftwand aus mainfränkischem Muschelkalkstein „Blaubank“) errichtet. Seitlich von diesem Stein befand sich eine runde Brunnenschale mit einem Durchmesser von zwei Metern. Die Firma Zeidler & Wimmel aus Kirchheim bei Würzburg hatten die Schriftwand und die Blumenschale hergestellt und bearbeitet. Blockstufen, Bodenplatten und Mauersteine zur Renovierung der alten Friedhofsmauer lieferte die Arbeitsgemeinschaft der Steinbruchbetriebe Mühlbach. Die Grünanlage wurde von der Firma Hugo Kölle aus Heilbronn gärtnerisch angelegt.  Örtliche Handwerksbetriebe waren ebenfalls eingebunden. Kunstbildhauer Hermann Koziol aus Neuenstein entwarf und formte drei Reliefs für den neuen Gedenkstein. Der „Dichterpfarrer“ Albrecht Goes aus Stuttgart-Rohr hatte dazu drei auf diese Reliefs abgestimmte Strophen verfasst. Schrift und graphische Gestaltung lagen in Händen des Graphikers Achim Beckert aus Gailenkirchen. Neben der Schriftwand wurde das alte Gefallenendenkmal, der knieende Soldat, wieder aufgeführt, jedoch gemäß Beschluss des Gemeinderats Willsbach vom 24.08.1961….das alte Denkmal abzubrechen und zu überarbeiten. Der Sockel soll ziemlich glatt und streng gearbeitet werden. Die eingemeißelten Namen der Gefallenen des 1. Weltkriegs werden bei diesem Arbeitsgang wegfallen und sollen nicht mehr eingemeißelt werden“.

Die Einweihung und Übergabe der neu geschaffenen Gendenkstätte fand am Volkstrauertag 26. November 1961 auf dem Friedhof Willsbach statt. Bürgermeister Müller, zahlreiche Willsbacher Bürger und die auswärtigen Gäste wohnten der Übergabe der Anlage durch Architekt Aldinger an die Gemeinde bei. Bürgermeister Müller dankte allen Beteiligten für ihre Arbeit, Pfarrer Goes erläuterte nach einem Wort des VdK-Vorstandes Steidle sein Gedicht auf dem Gedenkstein. Er möchte vor allem unzweideutig sein „Nein“ zu dieser furchtbaren Welt der Zerstörung, die in allem Kriegsdenken schon am Werk ist, zum Ausdruck bringen. „Geh nicht vorbei, denk an dieses Blut.“ Wir haben diesen Krieg durch Gottes Fügung überlebt, so haben wir die Pflicht, der Opfer, die in sinnlosen Kämpfen ihr Blut, ihr Leben oder ihre Gesundheit für uns gaben, ehrfurchtsvoll zu gedenken. „Die Welt ist arg. Und will doch heut und hier des Friedens Heimstatt heißen.“ Es liegt an uns, unserem irdischen Leben einen friedlichen Inhalt zu geben. Dazu muss jeder einzelne sein möglichstes beitragen.

Unter den Klängen des Liedes vom „guten Kameraden“ legten Bürgermeister Müller für die Gemeinde, Herr Steidel für den VdK Kränze nieder. Die Feier wurde umrahmt von Vorträgen des Musikvereins und des Gesangsvereins Willsbach.

Quellen: Gemeindearchiv Obersulm und Heilbronner Stimme vom 29.11.1961

1980er Jahre bis heute:

Um auch der Opfer des Zweiten Weltkriegs würdig gedenken zu können, beschloss der Ortschaftsrat Willsbach (mittlerweile war Willsbach in die Großgemeinde Obersulm integriert) am 08.04.1980 die Anfertigung von sieben Bronzetafeln durch Firma Gartenbauarchitekt Krohn, Heilbronn, mit Namen der 185 Toten beider Weltkriege und die Anbringung beim Ehrenmal an der Willsbacher Friedhofsmauer.

Der Gemeinderat Obersulm beschloss anschließend am 25.04.1980 die Erstellung der Bronzetafeln. Eine Renovierung des bestehenden Ehrenmals wurde zurückgestellt bis zum Neubau einer neuen Aussegnungshalle auf dem Friedhof Willsbach in den nächsten Jahren. Dabei sollte dann eine Integrierung des Ehrenmals erfolgen.

Nach Beschluss des Ortschaftsrats Willsbach vom 11.11.1980 wurden die Bronze-Namenstafeln an der Mauer beim Ehrenmal angebracht. Die ursprünglich geplante große Restaurierung des Ehrenmal-Bereichs stellte man zurück bis Entscheidungen bezüglich des Investitionsplanes 1982/83 zum Neubau einer neuen Aussegnungshalle gefallen sein würden. Hierbei seien die Integrierung des Ehrenmals und der Namenstafeln zu berücksichtigen. Notwendige Unterhaltungsarbeiten, insbesondere Überarbeitung des renovierungsbedürftigen Plattenbelages zum Ehrenmal, seien jedoch weiterhin erforderlich.

Mitte der 1980er Jahre erfolgten Planung und Arbeiten zur Neugestaltung des Willsbacher Friedhofes einher gehend mit der Erstellung einer neuen Aussegnungshalle. Zum Totensonntag am 18. November 1990 wurde diese eingeweiht. Sowohl der Steinsockel mit dem knieenden Krieger als auch die sieben Bronze-Namenstafeln der Gefallenen beider Weltkriege fanden ihren Platz im Vorraum der Aussegnungshalle. Die Schrift-Gedenktafel fand am gegenüberliegenden Ende des Vorplatzes der Aussegnungshalle ihren würdevollen Standort. Die Gesamtkonstellation der Denkmäler lässt dem jeweiligen Besucher somit Raum für Gedenken und Besinnung.


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