Sehenswertes in Willsbach

Evang. St. Georgskirche Willsbach – erhabene Grüße von der Anhöhe

St. Georgsgasse 1, Obersulm-Willsbach

Seit dem frühen Mittelalter steht die St. Georgskirche erhaben grüßend auf der vormals unberührten Anhöhe der Willsbacher Flur „Kirchenäcker“. Mit ihrem ursprünglich in Mörtel gebetteten Schilfsandsteinfundament und massiven Mauern aus groben Steinen wurde sie bereits Mitte des 14. Jahrhunderts als sogenannte "Chorturmkirche" erbaut. Bei solchen Gebäuden erhebt sich ein massiver Turm über dem viereckigen Chor, während sich ein einfaches Langhaus als Kirchenschiff anschließt.

Namensgeber war St. Georg, der Schutzheilige der Ritter und Bauern. Sie wurde zunächst als Kapelle und als „Filiale“ der Mutterkirche St. Kilian in Sülzbach erstellt. Nach erfolgter Inkorporation (Eingliederung mit Patronatsrecht) der Kirche in Sülzbach zum Kloster Schöntal und anschließender Bestätigung durch Papst Clemens VI. im Jahr 1352 erstellte man in der Folgezeit weitere Kapellen in den „Filialgemeinden“, so auch in Willsbach. Im Jahre 1486-1489 erweiterte man die St. Georgskirche auf den bis heute bestehenden Grundriss. Rings um die Kirche zog sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts der Kirchhof, umgeben von einem mit einer hohen Ringmauer versehenen Friedhof. So bot die Kirche einen sehr wehrhaften Eindruck und diente in Zeiten der Gefahr als sog. „Wehrkirche“. In Willsbach lebten keine Grundherren. Örtlich maßgebliche Männer hinterließen über den Kirchenbau und Veränderungen innerhalb dieser frühen Zeitspanne keine Aufzeichnungen. Am 20. Januar 1571, nun offiziell als Pfarrkirche, erhielt die St. Georgskirche einen ersten, von Herzog Ludwig „der Fromme“ bestellten, eigenen Pfarrer - Magister Zacharias Ruoff. Innerhalb der Zeitspanne bis 1963 (große Renovierung) erfolgten mehrere Umbauten und Renovierungen am und innerhalb des Kirchengebäudekomplexes. 1973 fand mit dem Einbau der Bornefeld-Link-Orgel ein weiteres Großprojekt seinen Abschluss. Die bislang letzten anspruchsvollen Renovierungsarbeiten nahm man 2015/2016 mit einer umfangreichen Innensanierung vor.

Geschichte der Kirche

Das Patronatsrecht über Sülzbach und somit auch über Willsbach oblag im frühen Mittelalter zunächst dem unter staufischen Einfluss stehenden Bischof von Würzburg und wurde von diesem im frühen 14. Jahrhundert an Engelhard von Weinsberg übertragen (die „Herren von Weinsberg“ waren eine Adelsfamilie, die ab 1130 urkundlich in Erscheinung tritt und bis 1450 auf der Burg Weinsberg - heute: Burgruine Weibertreu - in Weinsberg ansässig war. Ursprünglich edelfreien Standes, traten sie nach 1140 teilweise in staufische Ministerialität und bekleideten höchste Reichsämter wie das des Reichslandvogts oder des Reichserbkämmerers). Der jeweilige Patronatsherr konnte den Pfarrer einsetzen und hatte Anrecht auf den „Kirchenzehnten“. 1345 schenkte Engelhard das Patronatsrecht über Sülzbach inklusive „Kirchenzehnten“ an das staufisch geprägte Kloster Schöntal. Die Inkorporation (Einverleibung) der Kirche St. Kilian Sülzbach zum Kloster Schöntal wurde 1352 durch Papst Clemens VI. bestätigt. In den „Filialgemeinden“, so auch in Willsbach, entstanden nach und nach kleinere Kapellen, die von der „Mutterkirche“ in Sülzbach betreut wurden. Die Lehensherrschaft über Willsbach oblag zu dieser Zeit bereits dem Grafen von Löwenstein. Nach Verkauf von Gebietsteilen seitens des Bischofs von Würzburg an König Rudolf von Habsburg ab 15. August 1281 wandelte Rudolf die Gebiete in ein Reichslehen um und übergab diese seinem erstgeborenen, unehelichen Sohn Albrecht von Schenkenberg. Die Herrschaftsgewalt über umliegende Dörfer, u. a. auch Willsbach, oblag nun Albrecht, der sich ab 1283 Albrecht Graf von Löwenstein nannte. Ein Streit im Jahr 1425 zwischen Kloster Schöntal und dem habsburgischen Löwenstein führte zu der Regelung, dass Schöntal für einen bestimmten Anteil des ihm zustehenden Kirchenzehnten in der St. Georgskapelle in Willsbach wöchentlich zwei Messen lesen lassen musste. Der hierzu von Kloster Schöntal entsandte Mönch hatte seinerzeit in Willsbach in einem Haus des heutigen Gebäudekomplexes „Storchenhaus“, gegenüber der Kirche, gewohnt. Ab 1441 ging Löwenstein - und somit die Lehensherrschaft über Willsbach - an die wittelsbachische Kurpfalz.
In den Jahren 1486 bis 1489 erfolgte die Erweiterung der damaligen Georgskapelle zur Größe der heutigen Kirche. Die Jahreszahl 1486 findet sich über dem Portal der Westseite.
Für das Leben des Mittelalters spielten „Bruderschaften“ eine gewichtige Rolle. Aus Angst vor plötzlichem Tod ohne Beichte, Sakramente und dem Gericht Gottes war der Zusammenschluss zu Bruderschaften unter dem Schutz eines Heiligen ein Weg zum eigenen Seelenheil. 1507 bestätigte Bischof Lorenz von Würzburg in Willsbach die Bruderschaften der „heiligen Jungfrau Maria“ und des „heiligen Sebastian“ (gest. 288, Märtyrer).
Bereits unter der ersten Herrscherzeit des württembergischen Herzogs Ulrich bis 1519 wurde die lutherische Reformation in Württemberg eingeführt. 1519 – 1534 war Herzog Ulrich außer Landes vertrieben. Württemberg fiel in dieser Zeit an das Haus Habsburg. Nach der „Schlacht von Lauffen am 13. Mai 1534“ wurde die österreichische Statthalterschaft über Württemberg beendet. Mit dem Vertrag von Kaaden erhielt 1534 Herzog Ulrich die Herrschaft über Württemberg wieder zurück, jedoch nur als österreichisches „Afterlehen“. Mit Ausbreitung der Reformation unter seiner zweiten Herrscherzeit lockerte sich ab 1534 das Verhältnis zum Kloster Schöntal. Die Pfarrei Sülzbach und ihre „Filialen“ nahmen 1534 die Reformation an. Statt der zwei von einem Möch des Klosters gelesenen Messen musste nun der Sülzbacher Pfarrer in Willsbach eine sonntägliche Predigt halten. Hierfür hatte Schöntal den Pfarrer zu bezahlen. Einer Abschrift aus einer Pfarrbeschreibung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zufolge bestand der damalige Ort Willsbach (um 1534) lediglich aus drei bis vier kleineren Höfen.
Während der Verfestigung der lutherischen Reformation in Württemberg erhielt die St. Georgskirche am 20. Januar 1571 einen von Herzog Ludwig „der Fromme“ bestellten, eigenen Pfarrer - Magister Zacharias Ruoff. Auslöser waren Bitten des damaligen Sülzbacher Pfarrers mit der Unterstützung des Grafen von Löwenstein. Willsbach war nun offiziell eine Pfarrkirche. Bis 1571 finden sich maßgebliche Eintragungen in den Kirchbüchern von Sülzbach. Die Willsbacher Kirchenbücher beginnen jedoch erst ab 1645. Es wird vermutet, dass ein älteres Kirchenbuch von Willsbach (evtl. im Dreißigjährigen Krieg) verloren ging. Das Tauf- und Totenbuch wurde im Jahre 1645 von Pfarrer Anastasius Cellius begründet.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten zur Pfarrei der Ort Willsbach und die beiden Höfe Neuhaus und Zeilhof. Die Mesner- und Organistenstelle war mit dem Schuldienst verbunden.

Eine seit dem Jahre 1809 mehrfach angestrengte „Umpfarrung“ der Kirchengemeinde Hößlinsülz nach Willsbach wurde am 09. Oktober 1925 mit Schreiben des Oberkirchenrates letztendlich abgewiesen.

(Quelle Lichtbilder: Ev. Kirchengemeinde Willsbach und Wikimedia Commons,https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Willsbach?uselang=de)

Gebäudehistorie

Altarraum heute
Altarraum heute

Als „Wehrkirche“ bot bereits die ursprüngliche Georgskapelle mit ihren massiven Mauern aus grobem Gestein, einem massiven Turm und einer massiven Ringmauer einen beindruckenden Anblick. Sie wurde vermutlich Mitte des 14. Jahrhunderts als Chorturmkirche erbaut, d. h. über dem viereckigen Chor erhebt sich ein mächtiger Turm, an welchen sich ein einfaches Kirchenschiff anschließt. Der Turm der ersten Kapelle war bereits mit rohen Steinen im Unterbau gemauert (und in diesem Bereich nie verändert). Im Turm waren - zumindest seit dem Turmneubau 1732 - Schießscharten eingebracht. Zusammen mit der umgebenden Ringmauer konnte der Kirchenkomplex in Gefahrenzeiten als Wehrkirche dienen.
Im 15. Jahrhundert vergrößerte sich das Dorf Willsbach und gehörte gemäß einer urkundlichen Schrift zu den drei wohlhabendsten Dörfer der Ämter Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl. So wurde folglich ab dem Jahre 1486 die Kirche zu ihrer jetzigen Größe umgebaut. Allerdings entbehrten die Erweiterungsmaßnahmen offensichtlich architektonischer Anforderungen, die zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden. Die Giebelmauer wurde lediglich auf Bodenhöhe der alten Kapelle, ohne jegliches Fundament, auf gewachsenem Boden und sogar auf Gräbern, aufgesetzt. Der „Spezial“ von Neuenstadt und der Kaplan von Weinsberg berichteten am 05. April 1570 über die Willsbacher Kirche: „Sie ist die Kirche zu Willsbach, welche der Heilige daselbst zu erhalten schuldig, in ziemlich gutem Wesen und Bau, mit einer hohen Steinmauer ringsum versehen und zu einer Pfarrkirche groß genug auch inwendig.“
Eingehauene Jahreszahlen deuten darauf hin, dass 1586 und 1677 bedeutende Baumaßnahmen erfolgten. Aus einem Jahr- und Tagebuch des Klosters Schöntal ergeben sich Einträge, welche „freiwillige Gaben aus Gnaden“ zu Bauten an Kirche und Kirchhofmauer in den Jahren 1677, 1698 und 1732 anführen. Eine Inschrift am Taufstein mit der Jahreszahl 1683 belegt Gebäudeumbauten im Stile des Barock (protestantischer Bauernbarock mit evangelischer Schlichtheit).
Auf 1732 wird die Erbauung des Turms in seiner barocken Zwiebelform datiert. Der alte, baufällige Turm wurde abgebrochen und neu aufgebaut.
1751/1752 erfolgten innen und außen Renovierungsarbeiten. So heißt es u. a.: „Die Weiberstühle wurden ausgebessert und andere Kleinigkeiten“. Das Dach des Langgebäudes wurde mit Schindeln umgedeckt.
1793 erfolgten Reparaturen des Schieferdachs, des Knopfs und der Helmstange.
Erneuerungen des Kirchengebäudes geschahen in den Jahren 1800, 1861, 1927, 1962/63 und 1970.
1861 wurde die Männerempore in den Chor verlegt. Bislang saßen die Männer dort im Rücken des Predigers, welches bereits seit Jahrzehnten aus mehreren Gründen einen „Missstand“ darstellte (siehe Abschnitt „Empore“). Auch wurde der Kirchhof um die Kirche in ein Pfarrgärtchen umgewandelt.
1927 erfolgte ein weiterer umfangreicher Umbau des Kircheninneren nach einem Entwurf des Professors Jost aus Stuttgart, wobei u. a. dieser „Missstand“ beseitigt und weitere bedeutende Veränderungen vorgenommen wurden. So erhielt der Chor ein farbiges Chorfenster, der Altar wurde vor den Chor gesetzt und der Aufgang zur Kanzel erfolgte nun seitens der Sakristei.
Der nächste bedeutende Umbau 1963 beließ vom vorigen Kirchenschiff nur noch Grundmauern und Orgelempore. Man stieß auf eine große Anzahl an Gräbern innerhalb, außerhalb und rings um die Kirche – selbst vor der Sakristei. Sämtliche vorgefundenen Gebeine wurden in der Nord-West-Ecke des Kirchenareals bestattet. Unter Bodenplatten konnten die Grundmauern der ursprünglichen Kapelle des 14. Jahrhunderts freigelegt werden. Dieses frühere Gebäude war 3,50 m kürzer und 2,60 m schmäler als das darauf folgende. Der Chorraum lag seinerzeit in der Mitte des Kirchenschiffs. Versetzt wurden bei den Arbeiten 1963 u. a. der Altar zurück in den Chor, die Kanzel auf die andere Seite und das farbige Chorfenster nun neben die Kanzel. Der Chorraum erhielt ein neues Chorfenster. Die Sakristei wurde abgebrochen und neu erstellt.
Eine Turmerneuerung mit Einbau eines neuen Chorfensters erfolgten in 1964; die Modifizierung des Fensters (nun mit biblischer Darstellung versehen) in 1970. Im Jahre 1973 wurde eine Orgelerneuerung vorgenommen.

In den Jahren 2015/2016 erfolgten weitere dringliche Innenrenovierungsarbeiten. Ausbesserungsarbeiten wurden an Chorbogen, einzelnen Wandteilen, Decke sowie Holzdecke im Altarraum durchgeführt. Restaurationsarbeiten fanden an der Kanzel sowie an den Bildern im Chor statt. Ein moderneres Heizsystem ersetzt seither die überalterte Heizung. Die Erneuerung der Heizung hatte zur Folge, dass die Kirchenbänke ausgebaut werden mussten. Bei dieser Gelegenheit wurden sie auch abgeschliffen und neu eingelassen, ebenso wie das Holzpodest. Bei der Erneuerung der seit rund 50 Jahren installierten Elektrik wurde auch die Lautsprecheranlage sowie die komplette Audiotechnik modernisiert. Zu den technischen Neuerungen gehört die Umstellung der Technik auf Tablet-Steuerung. Auffällig sind sicher auch die digitalen Liedanzeigen, ebenso wie die Leinwand im Chorbogen. Im Altarraum wurden die Bänke durch Stühle ersetzt. Unter der Empore auf der Kanzelseite wurden ebenfalls die Bänke abgebaut. Hier entstand die wohl auffälligste Umbaumaßnahme. Ab der Säule entstand ein abtrennbarer Raum, der während des Gottesdienstes für Eltern mit ihren Kleinkindern genutzt werden kann (inklusive Wickelmöglichkeit). Zusätzlich kann dort auch Kinderkirchgottesdienst stattfinden oder er steht für sonstige Möglichkeiten (Ausstellungen, Kirchenkaffee, Andachten) zur Verfügung.

(Quelle Lichtbilder: Ev. Kirchengemeinde Willsbach und Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Willsbach,_St.-Georgs-Kirche_(01).jpg)

Der Kirchturm

Über dem viereckigen Chor erhebt sich seit Erstellung der ersten Kapelle im 14. Jahrhundert ein mächtiger, massiver Turm mit angebautem Kirchenlangschiff. Er blieb so auch während der ersten Erweiterung der St. Georgskapelle 1486 bestehen.
Zunächst lediglich mit Stroh, wurde er ab 1657 fortan mit Hohlziegeln bedeckt. Aufzeichnungen aus 1732 belegen eine damalige Baufälligkeit des Turmes. Die Holzunterkonstruktion verdarb mit der Zeit, das Hohlziegeldach wurde zu schwer, der Turm als Ganzes baufällig. Am 17. September 1732 erfolgte der Beginn des vollständigen Neubaus. Auf einem Eichenbalken im Turm ist die Jahreszahl 1732 eingekerbt. Der Kirchturm wurde auf die alte Grundmauer neu aufgesetzt und reichte um etwa 1,50 m höher, mit nunmehr etwa 19,50 m bis unter das Dach. Das als Pagodendach erstellte Dachwerk selbst reichte bis an die Spitzen ohne Knopf und Kreuz 10,50 m hoch. Auf die alten Mauern setzte man zwei Stock auf drei Seiten mit Holz auf und verblendete sie mit Mauerwerk. Auch ein neues Uhrenhäuschen wurde mit untergebracht. An den Kosten beteiligte sich das Kloster Schöntal mit 3,5 Prozent. 1790 erfolgten dringende Renovierungsarbeiten, nachdem in den Jahren zuvor enorme Risse an Turm und Gebälk wahrgenommen worden waren. Nach heftigen Unwettern war somit Eile geboten. Auch für umliegende Häuser erhöhte sich die Gefahrensituation. Eine der Hauptursachen der seinerzeit häufig auftretenden Turmschäden dürften die an der Seite des Turmes befestigten Glockenstühle dargestellt haben. Der Turm schwankte so bei jedem Läuten mit. Erst 1951 wurde dieser Mangel beseitigt.

Turmuhr

Für 1656 findet sich ein erster Hinweis auf eine Turmuhr. Michael Grimm, Sattler aus Weinsberg, lieferte zwei Riemen für die Glocken und Baumöl zum Schmieren der Lager der Glocken und der Turmuhr. Weitere diesbezügliche Aufzeichnungen aus der Frühzeit der Kirche sind nicht vorhanden. Am 13. Mai 1947 bat das Bürgermeisteramt Willsbach das Landwirtschaftsamt in Stuttgart um Zuteilung von Eisenmarken für eine neue Turmuhr. Die vorhandene war durch Kriegsereignisse und Munitionssprengungen völlig unbrauchbar geworden. Die überwiegend in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung konnte sich bisher zeitlich an der Turmuhr orientieren. Mit der Zuteilung von 480 kg Eisenmarken vom Wirtschaftsministerium Württemberg-Baden konnte die Firma Hörz in Ulm eine neue Turmuhr herstellen. Zur Unterbringung der Uhr in einem Glaskasten und für Reparaturen an Kirchenfenster bat das Bürgermeisteramt am 18. Mai 1948 den Kreisbaumeister um Zuteilung von 6 qm Glas. Die Installation erfolgte noch vor Pfingsten 1948. Die Turmuhr kostete fertig montiert 9.436 RM.

Glocken

Es gibt keine Aufzeichnungen, ob und wann die frühe Georgskapelle bzw. die Kirche ihre ersten Glocken erhielt. Die Kirchenbücher in Willsbach beginnen 1645. 1656 findet sich ein erster Hinweis auf Glocken. Michael Grimm, ein Sattler aus Weinsberg, lieferte zwei Riemen für die Glocken und Baumöl zum Schmieren der Lager der Glocken und der Turmuhr.

1767 vermeldete Pfarrer Carl Ludwig Hirst von der Kanzel, dass zum Beginn des Gottesdienstes, besonders aber bei Hochzeiten, nicht mehr so lange geläutet werden könne, „weil man sonst die ohnehin sehr alten Glocken zugrunde richten muss“. Bald darauf wurde die kleine Glocke eingeschmolzen. Es gab eine neue, nun die große Bronzeglocke. Daneben existierte noch eine kleine Bronzeglocke.

1775 gab es eine neue „Läuteverordnung“ in Willsbach, welche 1790 von der herzoglichen Synode geändert wurde, „weil das viele unnötige und lange Läuten zur Schonung der Glocken und Seile einzuschränken sei.“ Der Willsbacher Kirchenkonvent fasste hierzu eine entsprechende Ordnung, die das tägliche Läuten stark einschränkte, jedoch der Bevölkerung sehr missfiel. Der Junker Jakob llshöfer wagte es, ohne Erlaubnis die große Glocke weiterhin um 12.00 Uhr zu läuten. Nach dem zweiten Tag rief er am Pfarrhaus hinauf: „Er habe nun zweimal geläutet. Jetzt soll der Pfarrer wieder täglich läuten lassen. Oder es fröhne niemand mehr auf den Gemeindeäckern.“ Jakob Ilshöfer musste daraufhin sechs Stunden im Turm/Zuchthäusle absitzen.

1836 wünschten Pfarrer Megnin und Schultheiß Kleinknecht eine dritte Glocke, so wie es in umliegenden Gemeinden bereits anzutreffen war. Schultheiß Kleinknecht begründete „Eine solche dritte kleinere Glocke ist aber auch ein Bedürfnis, um nicht noch länger für Rathausangelegenheiten, Fron- und Sturmzeichen die größeren Glocken in Bewegung setzen zu müssen.“ Bedeutende Holzerlöse ermöglichten es, eine größere Bronzeglocke für rund 300 Gulden anzuschaffen. Diese neue Glocke harmonierte jedoch nicht mit den beiden anderen. Man war von Anfang an unzufrieden.

Zum Ende des Krieges 1870/71, beim Siegesläuten nach der „Schlacht bei Sedan“ zeigte sich erneut der Unwille der Bevölkerung. Der Schreinermeister Schildbach soll auf dem Marktplatz gerufen haben: „mit solchem Gebimmel kann man doch keine Siege feiern!“ Die fortan negative  Stimmung nutzte 1871 Schulheiß Kinkelin aus. Er erklärte: „Unser Kirchengeläute ist mangelhaft geworden, indem die mittlere sehr alte Glocke (weit über 200 Jahre) seit dem letzten Jahr zersprungen ist, und die dritte zuvor schon nicht harmonisch war, indem sie im Verhältnis zu den zwei größeren Glocken in zu leichtem Gewicht gegossen wurde.“ Die Gebrüder Bachert in Kochendorf gossen die Bronzeglocke. Bachert machte den Vorschlag, auch die große Glocke neu gießen zu lassen, um ein richtiges harmonisches Geläute herzustellen. So geschah es dann auch, sehr zur Freude aller.

Die drei Bronzeglocken im Jahre 1871 stammten von der Firma Bachert in Kochendorf:

- große Glocke: 886 kg, Inschrift: „Lange töne dein eherner Mund zur Ehre Gottes und zum Wohle der Gemeinde Willsbach“

- zweite Glocke: 419 kg, Inschrift: „Friedensglocke Gemeinde Willsbach“

- dritte Glocke, 250 kg, Inschrift: „Alles lrdisch muss vergehen, Gottes Wort bleibt ewig stehen - Gemeinde Willsbach“, als Bildnis ein Kruzifix

1876 vierte Bronzeglocke ("Gansert"), 130 kg, Inschrift: „Gestiftet durch freiwillige Beiträge der Gemeinde Willsbach“

Im Sommer 1917 musste die Kirchengemeinde drei Bronzeglocken für „Heereszwecke“ abliefern. Am zweiten Sonntag im Juni läuteten die Glocken zum letzten Male zum sonntäglichen Gottesdienst. Geblieben ist der Gemeinde nach vielen Verhandlungen nur die große Glocke, die „Betglocke“. Für die drei Bronzeglocken wurde eine Entschädigung von 3.650 RM bezahlt.

1920 beschloss der Kirchengemeinderat am 5. Februar wieder zwei Glocken anzuschaffen. Man bestellte zwei Glocken aus Klangstahl (Gussstahl) bei der Firma Schilling und Lattermann in Apolda/Thüringen für einen Gesamtpreis von 12.140 RM, einer Lieferzeit von 15 Monaten und einer Garantiezeit von 10 Jahren. Die Kirchengemeinde bat die bürgerliche Gemeinde um einen Zuschuss, der bewilligt wurde. Die Lieferung verzögerte sich auf Grund Materialmangels und des hohen Bedarfs anderer Kirchengemeinden nach neuen Glocken. Für Kriegszwecke musste im Deutschen Reich zuvor eine riesige Anzahl von Glocken abgegeben werden. Am 23. Januar 1921 wurden die neuen Glocken eingeweiht. Sie stimmten wunderbar zusammen. Eine Glocke trug die Inschrift: „Friede auf Erden, 1920“, die andere: „Gott zur Ehr, den Menschen zur Lehr“.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde 1940 die bronzene Betglocke eingezogen.

Nach der Währungsreform bestellte Pfarrer Holzwarth 1948 eine Glocke bei der Firma Bachert in Kochendorf. 1950/51 erging der Auftrag an Firma Bachert für diese Bronzeglocke. Als Christusglocke erhielt sie auf der einen Seite unter dem Monogramm Christi die Inschrift: „Er ist unser Friede“. Auf der anderen Seite: „Unseren Gefallenen und Vermissten“.

Seit 1956 wird das Glockenensemble von einem elektrischen Läutwerk gesteuert.

1959 wurden drei weitere Bronzeglocken in Auftrag gegeben und 1960 eingebaut; die beiden vorhandenen Eisenglocken abgebaut. Bis heute besteht das Glockenensemble aus vier Bronzeglocken. Darüber hinaus erfolgte die Reparatur des Glockenstuhls, die Glockenseile im Chor der Kirche wurden erneuert. Die Kirchengemeinde stellte „Läutebuben“

Kurzübersicht

o   Um 1640: erste Erwähnung von Glocken -  installiert: zwei kleine Bronzeglocken

o   1767: neue große Glocke als Ersatz für eine Kleine (Läuteordnung aus 1775 für zwei Glocken) - Installiert: eine kleine und eine große Bronzeglocke

o   1836: weitere neue Bronzeglocke zu den bisherigen zwei (Klang gewöhnungsbedürftig) - Installiert: eine kleine und zwei große Bronzeglocken

o   1871: eine neue Bronzeglocke zur 1836er passend. Eine ca. 200 Jahre alte, kleine Glocke stillgelegt. Eine vorhandene Bronzeglocke wurde ausgetauscht gegen eine weitere neue -    Installiert: drei große Bronzeglocken

o   1876:  eine neue Bronzeglocke („,Gansert“, 130 kg) - Installiert: vier große Bronzeglocken

o   1917: drei Bronzeglocken für Heereszwecke im 1. Weltkrieg abgeliefert - Installiert: noch eine große Bronzeglocke

o   1920: zwei neue eiserne Glocken - Installiert: zwei Eisen-, eine Bronzeglocke (Betglocke)

o   1940: die bronzene Betglocke wird für Heereszwecke im 2.Weltkrieg abgeliefert und blieb danach verschwunden bzw. kein Ersatz - Installiert: zwei Eisenglocken

o   1951: eine neue Bronzeglocke - Installiert:  zwei vorhandene Eisenglocken und eine Bronzeglocke

o   Um 1960: die beiden Eisenglocken werden abgebaut. Drei neue Bronzeglocken dazu - Installiert: nun vier Bronzeglocken bis heute

aktuelle Bronzeglocken:

Glocke 1 - die Gebetsglocke - gegossen 1951 von Bachert, Werk Heilbronn. - Inschrift: "Er ist unser Friede" und "Unseren Gefallenen und Vermissten zum Gedenken". Sie ziert das Christusmonogramm und eine Krone. Schlagton: f‘

Glocke 2 - die Christusglocke - gegossen 1959 von Bachert, Werk Heilbronn. Inschrift: "Siehe, das ist Gottes Lamm welches der Welt Sünden trägt“. Sie ist mit einem Kreuzigungsmotiv geziert. Schlagton: g‘

Glocke 3 – die Totenglocke - gegossen 1959 von Bachert, Werk Heilbronn. Inschrift: "Der Tod ist verschlungen in den Sieg". Sie ist mit einem siegenden Engel verziert. Schlagton: a‘

Glocke 4 – die Taufglocke – gegossen 1959 von Bachert, Werk Heilbronn. Inschrift: „Tauf uns, Herr Christ. mit Geist und Feuer“. Auf ihr sind Kreuz, Fische und eine Blume zu sehen. Schlagton: c‘‘

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Kanzel

Erbaut wurde die hölzerne Kanzel vermutlich um die Zeit des Dreißigjährigen Krieges von einem bislang unbekannten Kunstschreiner. Sie zeigt noch deutlich den Renaissance-Stil und wurde etwa acht Jahrzehnte später in der Barockzeit mit einem marmorartigen Anstrich überstrichen.

Zum Ausdruck der besonderen Bedeutung der Kanzel in der Kirche ist sie reich geschmückt und verziert. Von ihr aus wird das Wort der Heiligen Schrift ausgelegt und das Evangelium verkündet. Die Kanzelbrüstung scheint von einem, im achteckigen Grundriss angeordneten Kranz von Säulen getragen zu werden. Die Zwischenräume bestehen aus Ölmalereien und erscheinen wie Fenster, aus denen heraus uns Christus mit Weltkugel und die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen symbolischen Gestalten Engel, Löwe, Stier und Adler anblicken. In Hesekiel 1 Vers 10 werden himmlische Wesen nahe dem Thron Gottes beschrieben. Diese vier Gestalten wurden bereits in der altchristlichen Kunst den vier Evangelisten zugeordnet.

Die Kanzel steht erhöht, damit der Prediger gut gesehen und seine Worte auch bei vollbesetzter Kirche gehört werden können. Das kunstvoll verzierte, pyramidenartige Dach über der Kanzel dient als Schmuck und Schalldeckel. Dieser bewirkt, dass der Klang der Stimme sich nicht nach oben in den Kirchenraum verliert, sondern nach unten geleitet wird. Die nach unten hängende, tropfenförmige vergoldete Verzierung ist eine Anlehnung an die Pfingstgeschichte. Über dem Haupt der Apostel wurden feurige Zungen gesehen und als Zeichen für die Ausgießung des Heiligen Geistes gedeutet.

Empore

Über dem Eingang zur Männerempore steht die Jahreszahl 1626. Sie wurde offensichtlich 1626 unter Pfarrer Anastsius Majer eingebaut.

Vermutlich 1740 wurde die barocke Orgelempore auf der Südseite errichtet. Gegenüber, auf der Nordseite, die Magistratsempore für maßgebliche Personen wie Schultheiß, die Räte, Richter und Konventsmitglieder.

Januar 1789: Nach Klagen, dass es auf der Emporkirche zu dunkel sei, wurde auf der Seite der Orgel ein großes Fenster durchgebrochen.

1798: Nach Klagen, dass es auf der Emporkirche zu eng sei, räumte man den Kirchenstuhl vor dem Kirchenstuhl der Pfarrerin, der zumeist leer stand und selten von den Herren benutzt wurde, den Bürgern ein. Auf der Magistratsempore hinter dem Magistrat wurden Stühle eingerichtet, jedoch ohne das Fenster zu blockieren und Helligkeit zu nehmen. Die Emporkirche richtete man im Chor ein.

4.5.1806: Klagen über zu wenige Kirchenstühle für Frauen führten zur Umwandlung der Männerstühle unter der Orgel in Frauenstühle. Den Männern richtete man dafür neue Stühle hinter den Magistratsstühlen ein.

1809: Erneut Klagen und Beschwerden wegen zu enger Bänke, zu wenige Sitzplätze, zu dunkler Empore. Auf der Magistratsempore hinter dem Magistrat wurden weitere Stühle eingerichtet.

1861 wurde die Männerempore in den Chor verlegt. Dies stellte sich in den Folgejahren als Belastungsfaktor für den Prediger heraus. Die Männer saßen hinter der Kanzel, im Rücken des Predigers. Dort hörte man den Prediger schlecht und dieser wurde häufig gestört. Fortan nannte der Volksmund den Chor auch „Ochsenverkauf“. Einer Erzählung zufolge hielt der Pfarrer während einer Predigt kurz inne und in der gesamten Kirche war zu hören „Aber scheene Hörner hatt‘ er!“

Kirchenstühle

Kirchenstühle waren bis ins frühe 20. Jahrhundert fest zugeteilte Plätze für Männer, Frauen, Kinder, Kirchengemeinderäte und Honoratioren. Sie wurden eingeteilt in Männer- Weiberstühle, in Herrschafts- und Amtsstühle. Ledige Mütter mussten hinten stehen. Man konnte diese Kirchenstühle kaufen. Die Einteilung sicherte eine gewisse Ordnung. Die Kinder konnten gut beaufsichtigt werden und der Pfarrer sah von der Kanzel sofort, wer fehlte.

Wenn Streitigkeiten entstanden, musste der Kirchenkonvent schlichten.

Chorfenster

Das heutige Chorfenster der St. Georgskirche stammt aus dem Jahr 1970. Am 4. Oktober 1970 wurde es eingeweiht. Dies war allerdings nicht die erste Fensteröffnung im Chorraum. Im Mauerwerk ist noch das Gesimse des ersten Fensters aus der Erbauungszeit des Turms um 1350 zu sehen. Im Erweiterungsbau 1486 wurde diese Fensteröffnung wesentlich vergrößert. Bei Renovierungsarbeiten ab 1963 brachte man das farbige Chorfenster aus dem Jahre 1927, nun ohne die dunkle Umrahmung, neben der Kanzel an. Für das neue Chorfenster wurde ein neues Sandsteingewände angefertigt und eingesetzt. Das Fenster war von 1964 bis 1970 zunächst mit getöntem Kathedralglas ohne figürliche Darstellung versehen. Nach Beschluss des Kirchengemeinderates versah man das Chorfenster mit einer biblischen Darstellung aus Matthäus 28, 18-20 (Missions- und Taufbefehl). Die Arbeiten führten der Kunstmaler Wolf-Dieter Kohler aus Stuttgart, Kunstglasermeister Siegfried Gaißer aus Stuttgart und Schlossermeister Adolf Burger aus Willsbach (eiserner Rahmen) durch. Zu sehen ist die königliche Gestalt des auferstandenen Christus, thronend auf einem Regenbogen, dem Symbol der göttlichen Gnade. Überdeutlich leuchten die Wundmale an Händen und Füßen. Die rechte Hand zeigt nach oben. Rings um den erhöhten Christus befindet sich die Engelwelt. Ihre in leuchtendem Rot gezackten Flügel können vom Betrachter als große Dornenkrone in Form einer Mandorla interpretiert werden. Über dem Haupt des Erhöhten sehen wir, aus Perlen dargestellt, die zwölf Torbögen des neuen Jerusalem nach Offenbarung 21. ln deren Mitte befindet sich ein mit Früchten besetztes Kreuz, welches das Kreuz Jesu als Lebensbaum zeigen soll. Dahinter die beiden Wasserströme des Paradieses in Form der Initialen Christi. Unterhalb des Regenbogens ist die Erde dargestellt. Wir sehen Menschen in allen Hautfarben. Unten links empfangen sie die heilige Taufe, durch Predigen und Aufnehmen des göttlichen Wortes (unten Mitte) werden sie zur Nachfolge und zum helfenden brüderlichen Dienst in allen Nöten (unten rechts) gerufen. Schließlich ist das heilige Abendmahl (beiderseits der Füße des Erhöhten) der sichtbare Ausdruck für das Wort Jesu: „Siehe ich bin bei Euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“

(Quelle Lichtbild: Ev. Kirchengemeinde Willsbach)

Seitliches Fenster neben der Kanzel

Während der großen Renovierung der Kirche im Jahr 1927 wurde das dort befindliche gotische Spitzbogenfenster durch ein bemaltes Fenster mit dunkler Umrahmung ersetzt. Entwurf und Arbeiten zu diesem Fenster stammten von der 1882 in Wüstenrot geborenen Kunstmalerin Lydia Jost-Schäfer (Signatur im Fenster LJS). Sie pflegte insbesondere die sog. „monumentale Glasmalerei“. Die Scheiben wurden in allen Farben gestaltet. Die einzelnen Figuren waren hoch und schmal und von unten nach oben übereinander dargestellt, jeweils zwei Figuren nebeneinander. Im Fenster konnten acht biblische Gestalten untergebracht werden. Dargestellt wurde die „Umgebung Jesu“ mit Maria Magdalena, Jakobus, Petrus, Maria von Betanien, Markus, Marta von Betanien, Salome und Johannes. Ihr künstlerisches Werk ist durch den Krieg nahezu völlig zerstört worden. Bei den Renovierungsarbeiten ab 1963 brachte man das farbige Chorfenster, nun ohne die dunkle Umrahmung, seitlich neben der Kanzel an.

Orgel

Gesicherte Aufzeichnungen über den Einbau von Kirchenorgeln in der St. Georgskirche finden sich ab 1740. Allerdings müsste bereits davor eine Orgel existiert haben. In Bürgermeisterrechnungen von 1703/1704 taucht der Begriff „Orgel“ erstmals auf; auch 1713 findet sich eine entspr. Eintragung in der Rubrik „Ausgaben“, jedoch mit dem Betrag „0“. Offensichtlich war seinerzeit kein Geld für eine Beschaffung vorhanden. Rückschlüsse auf eine bestehende Orgel vor 1730 darf man aus damaligen Visitationsakten ziehen, wonach der damalige Schulmeister und Mesner sonntäglich auf einer Orgel musiziert habe. Zur Turmrenovierung ab 1732 ist ein Vermerk zu finden „die Orgel ist bey…durch Regenwetter ruiniert worden“. Ab Mai 1738 wurde eine, separat über eine steinerne Außentreppe mit „Tächlein“ zugängliche Orgelempore in barockem Stil mit geschweifter Brüstung gebaut. Nach einigen Korrekturarbeiten an der Empore wurde die neue Orgel von Orgelmacher Johann Adam Schmahl aus Heilbronn geliefert und eingebaut. Der bauliche Zustand der Orgelempore mit Zugang blieb bis zum großen Umbau ab 1963 bestehen.

1862 wurde die Schmahl-Orgel durch eine Orgel der Firma Carl Schäfer aus Heilbronn ersetzt. Eine im Jahr 1858 zunächst avisierte Reparatur der Schmahl-Orgel durch den Orgelbauer E. Fr. Walcker aus Ludwigsburg wurde aus Kostengründen und Krankheit des Orgelbauers nicht realisiert. Einem Angebot der Firma Carl Schäfer vom 13. April 1859 für einen neuwertigen Umbau der wesentlichsten Orgelteile wurde stattgegeben. Nach weiteren erforderlichen Umbaumaßnahmen im Kirchengebäude und auf Grund von Verzögerungen beim Orgelbau konnte die neue Orgel am 16. Mai 1861 eingeweiht werden.

Bis 1910 musste der Orgeltreter seine Arbeit neben der Orgel verrichten. Dies war sehr störend beim Gottesdienst. Deswegen wurde der Blasebalg für die Orgel ab 1910 vom Dachboden der Kirche bedient. Im Jahr 1917 mussten im Rahmen des Krieges wegen des zunehmenden Rohstoffmangels Zinnpfeifen abgeliefert werden (Register Prinzipal 8‘ und Oktav 4‘). Wegen inflationär steigender Kosten wurden Erweiterungen an Pfeifen, Register und die Lieferung eines Elektromotors in 1919 zurückgestellt. Nach Beendigung der Inflation konnte 1925 der avisierte Elektromotor beschafft, die Orgel entsprechend umgebaut und 1926 ein Orgel-Wartungsvertrag mit der Firma Weigle aus Echterdingen abgeschlossen werden. Im Jahr 1935 nahm die Firma Weigle eine Hauptreinigung der Orgel vor.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Willsbach und somit auch die St. Georgskirche vor schweren Schäden bewahrt. Bis in die ersten Nachkriegsjahre wurde das Thema „Orgel“ auf Grund anderweitiger Herausforderungen des Alltags vernachlässigt. Am 10. August 1954 stellte der zuständige Orgelpfleger Walther Lutz aus Willsbach einen sehr „mäßigen“ Allgemeinzustand fest. Ein Projekt zur Überholung der Orgel nach einem Kostenvoranschlag der Orgelbaufirma Link in Giengen/Brenz kam auf Grund der anstehenden großen Kirchenrenovierung (1962/1963) nicht zur Ausführung.

Bei der Renovierung der Kirche 1962/1963 verblieben die Orgel und Empore als einzige Objekte der Kirche an ihrem Platz.

In der Folgezeit zeigten sich verstärkt Nachteile, welche sich aus dem Emporen-Standort der Orgel ergaben. Die Leitung des Kirchenchores und das Amt des Organisten oblagen mittlerweile einer Person. Für den Organisten war es nicht möglich, gleichzeitig den Chor zu dirigieren und die Orgel zu bedienen. Die Orgelempore bot zu wenig Platz für Chor und Orgel. Da der Chor sich unten aufhalten musste, war der Organisten genötigt, die Empore zu verlassen, um als Chorleiter auch den Chor dirigieren zu können. Persönliche Verbindungen des neuen Leiter des Organistenamtes und später auch des Kirchenchores, Herrn Ernst Roller sowie des Willsbacher Pfarrers Johannes Stockburger zu Kirchenmusikdirektor Helmut Bornefeld aus Heidenheim/Brenz ließen ein neues Großprojekt für die St. Georgskirche reifen und verwirklichen – den Bau und die Installation der Bornefeld-Link-Orgel mit Einweihung am 15. Juli 1973. Disposition, Mensuren und Gehäuseentwurf, sowie der künstlerische Schmuck stammen von Kirchenmusikdirektor Helmut Bornefeld. Die Orgel selbst erbaute die Firma Link aus Giengen/Brenz. Diese Bornefeld-Link-Orgel ist ein kirchenmusikalisches Kleinod und wurde 2003 in die Liste besonders erhaltenswerter Instrumente aufgenommen. Von den über 100 Bornefeld-Orgeln stehen derzeit 30 gleichsam unter Denkmalschutz.

Technische Details bzgl. der zuvor beschriebenen Orgeln der St. Georgskirche sind (sofern für die älteren vorhanden) im „Willsbacher Orgelbüchlein“ von Ernst Roller und der Evangelischen Kirchengemeinde Willsbach aus dem Jahre 2012 angeführt. Erhältlich ist das „Orgelbüchlein“ über das Pfarramt der Evangelischen Kirchengemeinde Willsbach.


(Quelle Lichtbilder: Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Willsbach,_St.-Georgs-Kirche_(02).jpg)

Holztafelbilder

Im Chorraum hängen seit 1963 neun freigelegte Bildtafeln. Diese Bilder waren seither grau überstrichen verborgen in den Füllungen der alten, nun abgebrochenen Männerempore-Brüstung. Die Bilder wurden in Stuttgart restauriert und mit Rahmen versehen. Kunstsachverständige gehen davon aus, dass die Bilder um 1750 von dem Maler Johannes Stigler aus Prag gemalt wurden. In der Oberamtsbeschreibung von 1861 heißt es noch: „An den Emporenbrüstungen sind alte, wertlose biblische Malereien.“

Biblische Bilder dienten im Mittelalter als eine Art Predigt. Da es noch viele Analphabeten gab, war dies besonders wichtig. Gegliedert nach Altem Testament und Neuem Testament sind folgende Themen dargestellt:

Altes Testament: Josef in der Grube,  Die eherne Schlange, Simson und die Stadttore von Gaza, Himmelfahrt des Elias

Neues Testament: Gefangennahme Jesu, Jesus am Kreuz, Auferstehung Jesu, Himmelfahrt Christi, Das Jüngste Gericht

Taufstein

Der frühbarocke Taufstein trägt die Jahreszahl 1683. Er  dürfte in diesem Jahr vermutlich vom Steinmetz Jakob Bohler gefertigt oder zumindest entworfen worden sein. Hans Jakob Bohler und „seine eheliche Hausfrau“ Maria Catharina haben 1683 ihre Namen eingravieren lassen. Der Taufstein präsentiert sich als weinfröhliches Kunstwerk, dessen Zierrat heimatlich vertraut wirkt. Er ist verziert mit einer Traube, Feldfrüchten, Obstsorten und neckischen Engelsköpfchen. Der  Granatapfel war in der Antike Symbol der Unsterblichkeit und im christlichen Glaubensbereich Sinnbild der Auferstehung. Die Fruchtkerne sind Symbol der Fruchtbarkeit. Traube, Wein, Weinstock, Brot und Wein – dieses Arrangement steht als Sinnbild des Abendmahls, der Eucharistie „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Trauben.“ Die Engel sind Wächter und Begleiter, Schutzengel.


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