Sehenswertes in Eschenau

Evang. Wendelinskirche Eschenau

Kirchgasse, Obersulm-Eschenau

Die Wendelinskirche ist die evangelische Pfarrkirche im Ortsteil Eschenau der Gemeinde Obersulm. Sie gehört zur evangelischen Kirchengemeinde Eschenau im Kirchenbezirk Weinsberg-Neuenstadt der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Seit dem 1. Dezember 2019 gehört die evangelische Kirchengemeinde Eschenau der Verbundkirchengemeinde "Obersulm See" an (Gemeinden Affaltrach, Eschenau und Weiler-Eichelberg). Der im Kern mittelalterliche Kirchenbau mit einem Turmaufbau in Form eines Oktogons erhielt seine heutige Gestalt durch Umbauten im 16. und 18. Jahrhundert. Bis 1573 war Eschenau eine Filiale von Affaltrach.

Der heilige Wendelin, der Namenspatron der Eschenauer Kirche, war bei den Bauern beliebt. Als Königssohn geboren, verzichtete er auf Reichtum und wurde frommer Einsiedler in der Nähe von Trier. Die Bauern kamen zu ihm, wenn sie wegen Ihrer Tiere in Not waren. Und Wendelin half ihnen. Vor seiner Einsiedelei sprudelte eine wunderkräftige Quelle. Später machten ihn die Mönche von Tholey zum Abt ihres Klosters.
Drei Kronen stehen für seine drei Lebensweisen:
Als Einsiedler, als Hirte und als Abt.
Sein Fest ist am 20. Oktober.

Geschichte der Kirche

Die Kirche geht auf einen bereits im Mittelalter bestehenden Kirchenbau zurück, von dem jedoch nur noch die Ausstattung des 15. Jahrhunderts im Sockelgeschoss des Turmes zeugt. Die Kirche wurde 1591 zum Großteil erneuert. 1756 wurde das Kirchenschiff durch den Baumeister Johann Michael Krauß aus Windsheim, vermutlich nach Plänen von Philippe de la Guêpière, in barockem Stil erneuert. Zwei Grundsteine von 1591 und 1756 sind in die Ostwand der Kirche eingelassen. Außerdem weist die Inschrift im Konsolstein des Westportals auf den Neubau des Kirchenschiffs 1756 und eine Renovierung von 1790 unter der Ortsherrschaft der Freiherren von Killinger hin. Jene Ortsherren hatten unter dem Sockelgeschoss des Turms auch eine Gruft einrichten lassen, die jedoch nur für wenige Jahrzehnte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts für Beisetzungen genutzt wurde.

Unter der Leitung von Hannes Mayer wurde die Kirche 1959 renoviert, wobei ihr barocker Bauschmuck größtenteils verlorenging. In jüngerer Zeit wurden die lange Zeit verschlossene Gruft wieder zugänglich gemacht und 2006/08 der Westgiebel der Kirche saniert.

Ausstattung

Die ältesten Kunstwerke der Kirche sind die Fresken aus der Zeit um 1420 im als Sakristei genutzten Turmsockel.

Aus dem späten 15. Jahrhundert stammen drei farbig gefasste Standfiguren aus Lindenholz: eine Madonna mit Kind sowie die Heiligen Leonhard und Wendelin. Urkundlich belegt ist eine weitere solche Figur des hl. Bartholomäus, über deren Verbleib jedoch nichts bekannt ist. Die Figuren zierten wohl einst den ehemaligen Wendelinsaltar der Kirche. Eine Besonderheit der Figuren ist deren motivische Abhängigkeit. Der Unterkörper der Leonhard-Figur entspricht dem Unterkörper der Madonnenfigur. Das Gesicht von Wendelin entspricht dem Gesicht Leonhards.

Eine ehemals in der Eschenauer Kirche befindliche Hochrelieftafel mit der Legende der hl. Ursula, vermutlich aus dem Schrein eines kleineren Altars um 1500, wurde 1885 an die Stuttgarter Altertümersammlung verkauft und befindet sich heute im Württembergischen Landesmuseum.

An der Ostwand des Langhauses rechts vom Chor befinden sich die Grabplatten von Johann Dietrich von Gemmingen-Fürfeld († 1597) und seiner Ehefrau Dorothea Agatha von Gemmingen-Bürg († 1601). Das Paar hatte seinen Wohnsitz in Eschenau und wurde in der Wendelinskirche beigesetzt.

Das hölzerne Taufbecken von 1706 sowie ein stilistisch übereinstimmender großer Kerzenständer erinnern mit ihrer Farbigkeit und Ornamentik noch an die frühere barocke Ausstattung der Kirche.

Zu den weiteren bemerkenswerten Ausstattungsgegenständen der Kirche gehören eine Plastik des Harfe spielenden Königs David und eine große Luther-Plakette am Emporenaufgang. Die Empore selbst ist auf drei Seiten umlaufend und an den Längswänden der Kirche zweistöckig. Auch die Altar-Kerzenleuchter aus Messing sind bemerkenswert. An ihrem Boden ist eingraviert eine Gedenkwidmung an Pfarrer Gustav Beyer, Heilbronn, welcher der Gemeinde Eschenau in schwerer Kriegszeit als Pfarrer diente. Gefertigt von Flaschnermeister Friedrich Württemberger 1946. Pfarrer Beyer war am 6. April 1945 vom abrückenden Volkssturm erschossen worden, weil an seinem Haus eine weiße Fahne als Zeichen für die anrückenden Amerikaner hing. Von im Kampfgebiet gesammelten Granathülsen stammt das damals rare Messing für die Leuchter, ein Beispiel für die biblische Verheißung Siehe (Micha 4,3 LUT und Jes 2,4 LUT) „…da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln…“

Damals wurde auch das Altarkreuz aus Patronenhülsen gemacht.

Die Orgel wurde 1879 von Karl Schäfer erbaut.

Quelle: Wikipedia

Quellenverzeichnis der verwendeten Bilder: Sämtliche Lichtbilder entstammen der Website „Wikimedia Commons“, Category:St. Wendelin (Eschenau)

Gruft

Die Grablege der Killinger unter dem Turm der Wendelinskirche wurde wieder zugänglich gemacht. Jahrzehntelang war sie zugemauert: Die Gruft unter der Sakristei. Nun wollten wir zusammen mit den Experten von der Denkmalpflege den Ursachen der Feuchtigkeit in den Mauern der Sakristei auf den Grund gehen. Dazu wurde vom Kirchenschiff her ein provisorischer Zugang zu dem Raum geschaffen, den die Killinger vor 250 Jahren als Ihre Grablege unter dem Kirchturm bauen ließen. Eine stattliche Treppe führte einst neben dem Altar hinab zur Gruft, die durch eine Flügeltüre verschlossen war. Mindestens seit 1885 ist dieser Treppenabgang überbaut und verschlossen gewesen. Die Killinger hatten von Anfang an nicht viel Glück mit dem aufwendigen Bau der Gruft: Sie hatten wohl mit eindringendem Grundwasser zu kämpfen und gaben die Beisetzung ihrer Verstorbenen in der Grablege schon nach gut dreißig Jahren wieder auf. Der Raum zeigte sich in erstaunlich gutem Zustand. In einer gemeinsamen Putz-Aktion wurde der Fliesenboden von einer Schlammschicht befreit.

(Quelle: Ev. Kirchengemeinde Eschenau)

Orgel

Orgelbauer Karl Schäfer aus Heilbronn baute das Eschenauer Instrument 1879 ein, weil die alte Orgel defekt war. Die Stiftungskollegien richteten über das Oberamt Weinsberg eine "unterthänige Bitte" um einen Staatsbeitrag zu den Anschaffungskosten von 4900 Mark an den König von Württemberg. Der Monarch gewährte schließlich einen Zuschuss in Höhe von 500 Mark.

Holzkastentechnik
 
Die Schäfer-Orgel hat 14 Register, 783 Pfeifen aus Holz und Metall sowie zwei Kastenblasebälge. "In die alten Blasebälge aus Leder haben oft Mäuse Löcher genagt", war laut Goethe die Holzkastentechnik ein Fortschritt. Seit 1926 werden die beiden Kastenblasebälge elektrisch betrieben.

Im Ersten Weltkrieg mussten Metallpfeifen als Metallreserve beim Schmied abgeliefert werden. Die Königin der Instrumente in Eschenau wurde zuletzt 1994 komplett restauriert. Sie wird jährlich gereinigt. "Es ist eine romantische Orgel", freut sich der Eschenauer Pfarrer, dass sein Instrument in den 90er Jahren nicht dem "Eschenauer Orgelkrieg" zum Opfer fiel. Zwei Lager stritten sich in der Kirchengemeinde, ob die Orgel erhalten oder ein neues Exemplar angeschafft wird.

(Quelle: Gustav Döttling: Tanzschuhe für die Pedale. stimme.de, 19. August 2010)

(Quelle Lichtbild: Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:St._Wendelin_(Eschenau)?uselang=de)

Hochaltar

Von Kindern der Kinderkirche Eschenau gestaltet unter der Leitung von Herrn Pfarrer Johannes Veller. Die Einweihung fand am Ostermontag 2003 statt.

Mit viel Engagement und Kreativität haben 70 Kinder und 14 Mitarbeiter die Gestaltung vorgenommen mit Zeichnungen, Collagetechnik usw. Es wurde dann ein wirkliches Kunstwerk geschaffen in Anlehnung an die mittelalterlichen Hochaltäre. Die einzelnen Holzkästchen wurden mit Goldfarbe besprüht und geben dem Ganzen ein würdiges Aussehen, unterstrichen mit den klappbaren Seitenflügeln, die von dem technischen Team hervorragend geleistet wurde, ist ein Gesamtkunstwerk entstanden.

Geöffnetes Altarbild:

Links: Passion, Ostern, Himmelfahrt

Mitte:  Schöpfungsgeschichte

Rechts: Weihnachten

(Quelle: Ev. Kirchengemeinde Eschenau)

(Quelle Lichtbild: Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:St._Wendelin_(Eschenau)?uselang=de)

Glocken

1990 hatte der Eschenauer Bürger, der 82jährige Heinrich Noller, drei Glocken gestiftet. Er hat sie einfach in der Glockengießerei Bachert-Kochendorf bestellt, ohne vorher irgend jemanden zu fragen. Was ihn das große Geschenk kostete, wollte Herr Noller nicht sagen, nur schmunzelnd so viel „ich habe halt ein Äckerle verkauft“. Die große Glocke für den Turm der Wendelinskirche, sowie zwei kleinere Glocken als Toten- und Taufglocke, die das Geläute abrunden.

Heinrich Noller zu seiner Stiftung:
„…zur Ehre Gottes, zur Sammlung der Gläubigen, zur Förderung des Friedens, nicht jedoch zur Ermordung Nahestehender.“

Inschrift in der Großen „Vater-Unser-Glocke“ in „eingestrichenem e“ (Oktave)
„Gott hör uns segne dich, sooft mein Lautenklang, O Eschenau, dich ruft zum Beten und Gesang“.

Inschrift in der mittlere Glocke „Totenglocke“ in „g“
„Du aber nimm, was Gottes Gnad dir beut, durch Christo, seinen Sohn, zu deiner Seligkeit“

Inschrift in der kleine Glocke „Taufglocke“ in „a“
„Und dann begleite dich, wo du auch immer seist, als Führer himmelan sein guter, heiliger Geist“.

Das erste Geläut der Kirche bestand aus drei Bronzeglocken. In dieser Zusammensetzung tat das Geläut seinen Dienst bis 1917.

1917 wurde vom Kriegsministerium die Abgabe von fast allen Kirchenglocken im Land gefordert. Grund war die Weiterverwendung des Bronzematerials zu Kriegsmunition. Somit mussten auch in Eschenau zwei Glocken demontiert und abgegeben werden. Die Kirche hatte von 1917 bis 1926 laut Pfarrbericht von 1919 nur noch die große Glocke zur Verfügung. Dadurch war natürlich auch das Schlagwerk der Turmuhr eingeschränkt.

Nach dem ersten Weltkrieg gab es eine Währungsreform in deren Folge war auch die Finanzlage der Kirchengemeinde stark geschwächt. Aus diesem Grund entschied man sich 1926 für ein neues, kostengünstigeres Geläut Aus „Bochumer Klangstahl“. Jedoch der „Bochumer Klangstahl“ mit seinem harten, etwas aufdringlichen Klang, wollte so ins verträumte Eschenau nicht mehr so recht passen.

Diese Glocken taten ihren Dienst bis 1990. Durch eine Spende von drei Obersulmer Bürgern konnte diesen Glocken auf dem Eschenauer Friedhof ein ehrenvoller Platz zur Aufbewahrung geschaffen werden. In Gedenken daran, dass sie bis dahin ihren Dienst taten und die Bürger zum Gottesdienst riefen.


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