Sehenswertes in Obersulm und seinen Ortsteilen
Das Projekt "Obersulmer Ortsrundgänge" wurde von einem Arbeitskreis der Bürgerstiftung Obersulm mit Unterstützung der Gemeinde erarbeitet. Es bietet Besuchern und Mitbürgern die Möglichkeit, historisch bedeutsame Orte sowie Sehenswürdigkeiten in allen sechs Ortsteilen zu erkunden und Wissenswertes über die lokale Geschichte zu erfahren.
Die Rundgänge können mit dem Planungs-Tool individuell gestaltet werden. Zu jedem Objekt wurden - soweit möglich - detaillierte Informationen über die Geschichte, die Architektur und die Besonderheiten des Ortes recherchiert.
Affaltrach
Der Ortsname „Affaltrach“ (Schreibweise 1254 »Affoltrach«, 1289 bereits »Affaltrach«) dürfte sich von „Affalter = Apfelbaum“ und „Ach = Wasser“ ableiten.
Ortsgeschichte
Das im Mittelalter zur Grafschaft Löwenstein gehörende Dorf wird erstmal 1228 nachweislich erwähnt. Ulrich von Weiler schenkte in diesem Jahr seinen Anteil an Affaltrach an den Johanniterorden mit Sitz in Hall. (Chronik Obersulm, S. 763).
Im 13. Jahrhundert waren in Affaltrach im Wesentlichen vier Herrschaften begütert, nämlich Löwenstein, Weinsberg, das Kloster Lichtenstern und die Johanniterkommende Hall. Den Löwensteinern, die ihre Grafschaft als Reichslehen besaßen, standen die umfangreichsten Rechte zu. Insbesondere die entscheidenden Rechtstitel der eigentlichen Ortsherrschaft waren löwensteinisch. So erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer am 3. Juli 1333 dem Grafen Nikolaus dessen Dorf Affaltrach zur Stadt zu erheben. Dieser begann auch mit dem Ausbau, jedoch machte sich die beständige Geldknappheit der Grafschaft verhängnisvoll bemerkbar. Zudem reduzierte eine Pestepidemie ab 1348 die Bevölkerung und führte zu hohen Einnahmeverlusten und machte so alle Pläne zum größeren Ausbau des Ortes zunichte.
1406 erwarbt der Johanniterorden Vogtei, Gericht, Zehnten und Gülden und übte 400 Jahre lang bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1805/1806 die Landesherrschaft aus. Von diesem Zeitpunkt an ist der Ort württembergisch. Im Verlauf der Reformation trat der weitaus größte Teil der Bevölkerung zum evangelischen Glauben über; der Johanniterorden siedelte aber in der Folgezeit wieder katholische Bürger an und nahm ab dem 17. Jahrhundert sog. „Schutzjuden“ im Ort auf. Nach der Einwohnerstatistik von 1858 lebten 518 evangelische, 253 katholische und 219 jüdische Einwohner im Ort. Unter den nach dem zweiten Weltkrieg sich im Ort niedergelassenen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen befanden sich dann auch mehrere katholische Familien.
Historische Zeugnisse sind das frühere Johanniterschloss, das heute die Schlosskellerei Affaltrach beherbergt, die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche, die beide Johannes dem Täufer geweiht sind sowie die frühere Synagoge und der jüdische Friedhof. In der früheren Synagoge befindet sich das Museum zur Geschichte der Juden im Kreis und Stadt Heilbronn. Die sicher bedeutendste Persönlichkeit Affaltrachs war der jüdische Philosoph und kritische Intellektuelle August Thalheimer (geboren 1884 in Affaltrach; gestorben 1948 auf Kuba).
Seit der Gemeindereform ist in Affaltrach der Sitz des Rathauses für die Gesamtgemeinde.
Affaltrach zählte im Juni 2023 4.447 Einwohner.
Eichelberg
Der Ortsname „Eichelberg“ kommt in hochmittelalterlichen Urkunden in der Schreibweise »Eychelberg« und um 1500 als »Aichelberg« vor.
Ortsgeschichte
Das im Mittelalter zur Grafschaft Löwenstein gehörende Dorf wird erstmals 1275 in einer Urkunde erwähnt. Darin vermachen Graf Gottfried von Löwenstein und seine Gattin Sophia zu ihrem »Seelgerät« dem Kloster Lichtenstern ihr Gut zu Weiler, »one die hub zu Eychelberg« Eine „hub“ war im Mittelalter eine bäuerliche Hofstelle mit dem dazugehörenden Grund und Boden. Aus diesem Gutsbesitz heraus dürfte sich das Dorf Eichelberg entwickelt haben. Die Herren von Weiler als Lehensnehmer der Löwensteiner Grafen übten die ihnen übertragene Ortsherrschaft sowohl über Weiler als auch über Eichelberg aus. Dabei waren die Markungen über die Jahrhunderte hinweg nicht geteilt. Erst ein Rechtsstreit über die Beteiligung an den Ausbaukosten der Straße Willsbach-Affaltrach-Weiler führte letztendlich zur Aufteilung der Markungen und zur Eigenständigkeit von Eichelberg als Gemeinde auf 1.12.1830.
1441 erwarb Pfalzgraf Ludwig IV. die gesamte Grafschaft Löwenstein käuflich.
In der Folge des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs geriet die Grafschaft und somit auch Eichelberg unter die Oberherrschaft des Herzogtums Württemberg. So belehnte Herzog Ulrich bereits im Dezember 1504 den Freiherrn Dietrich von Weiler mit »Aichelberg dem Dörflin«.
Um 1530 führte Wolf von Weiler die Reformation in Weiler ein. Vermutlich zur selben Zeit trat auch die Eichelberger Bevölkerung zum evangelischen Glauben über.
Kirchlich gehörte Eichelberg schon seit dem Mittelalter als sog. Filial zur Pfarrgemeinde in Affaltrach. Nach der Einwohnerstatistik von 1858 lebten 433 evangelische Einwohner im Ort.
1988 wurde Eichelberg von der Pfarrei Affaltrach abgetrennt und bildet seither mit Weiler zusammen eine eigene Kirchengemeinde.
Eichelberg zählte zusammen mit dem Friedrichshof im Juni 2023 678 Einwohner.
Eschenau
Der Ortsname „Eschenau“ kommt in hochmittelalterlichen Urkunden in den Schreibweisen »Escenouwe« und »Esshenaw« vor. Er dürfte in seiner Endsilbe auf die „Aue“ hinweisen, also auf ein feuchtes Gelände in einem Tal mit fließendem Wasser (Heimatbuch Eschenau, S. 37).
Ortsgeschichte
Das im Mittelalter zur Grafschaft Löwenstein gehörende Dorf wird erstmals 1237 in einer Urkunde erwähnt. Darin bescheinigte Papst Gregor IX dem Kloster Schöntal seinen Besitz (graginam in Escenouwe = eine Scheune in Eschenau).
Ein eigener Ortsadel lässt sich in Eschenau bis ins erste Drittel des 15. Jahrhunderts nachweisen, der allerdings als Lehensnehmer von den Löwensteiner Grafen abhängig war. Mit dem Verkauf der Grafschaft Löwenstein 1441 an die Kurpfalz geriet auch Eschenau später in die Wirren des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs. Anfang August 1504 zerstörte das Heer von Herzog Ulrich von Württemberg die Eschenauer Burg, nachdem sich kurz zuvor Burg und Stadt Löwenstein dem Herzog ergeben hatten. Die Herren von Gemmingen als neue Herrschaft von Eschenau begannen dann um 1550 mit dem Wiederaufbau eines Herrschaftssitzes. Unter den Herren von Killinger erhielt das Schloss sein heutiges Aussehen und auch das Kirchengebäude wurde neu erbaut. Das Rittergut Eschenau wurde 1565 Teil des Ritterkantons Kraichgau und blieb es auch unter den verschiedensten Ortsherrschaften bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1805/1806. Von diesem Zeitpunkt an ist der Ort württembergisch.
Im Verlauf der Reformation trat der Ort zum evangelischen Glauben über. Ab dem 17. Jahrhundert nahm die Ortsherrschaft sog. „Schutzjuden“ auf. Nach der Einwohnerstatistik 1858 lebten 938 evangelische, 3 katholische und 95 jüdische Einwohner im Ort. Unter den nach dem zweiten Weltkrieg sich im Ort niedergelassenen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen befanden sich dann auch mehrere katholische Familien.
Der Weiler Wieslensdorf
Wieslensdorf ist zweifelsohne eine späte Ausbausiedlung von Eschenau und mit dem Ort seit Jahrhunderten verbunden. Eine eindeutige erstmalige Erwähnung lässt sich 1387 nachweisen, als 1/8 des Zehnten zu Mittelscheppach und "Wislingsdorf" dem Kloster Lichtenstern geschenkt wird. Eine Ziegelei in Wieslensdorf wird erstmals 1649 erwähnt. Sie dürfte jedoch schon damals einige Jahrzehnte bestanden haben. Die Ziegelei war bis zu ihrem Verkauf im Jahr 1801 durch K.v. Killinger Teil eines Herrschaftshofs des Eschenauer Ritterguts. Um das Jahr 1720 war der Herrschaftsbesitz rund 68 Morgen (etwa 20 ha) groß und schloß ein zweistöckiges Wohnhaus und die Ziegelei mit ein. Nach einem mehrmaligen Eigentümerwechsel wird zuletzt ein " Ziegler" mit dem Familiennamen "Ostermann" genannt. Historische Überreste der Ziegelei sind nicht mehr vorhanden.
Das Kriegshölzle gehörte als "Außenwerk" mit rund 40 ha Grundfläche bis zu seinem Verkauf im Jahre 1936 durch Alexander von Bernus zum Schlossgut. Der Name weist auf kriegerische Ereignisseim in dieser Flur im hohen Mittelalter hin (1485 "Krigswisen"). Bis 1850 gab es dort nur ein einzelstehendes, im 18. Jahrhundert erbautes Jagdhaus. Unter Albert von Hügel wurde im Folgejahr das Kriegshölzle zu einem von einem Pächter bewirtschafteten Hofgut ausgebaut. Heute bildet der Gabelbach die Grenze zwischen der Scheppacher Markung und der Eschenauer Markung. So gehören die östlich des Baches gelegenen Gebäude zu Scheppach, die westlich gelegenen zu Eschenau.
Der Schlossherr Freiherr Albert von Hügel ließ ab 1851 im "Bunzich" den dortigen See trockenlegen, den umgebenden Wald roden und zu Acker und Wiesenland umwiedmen. Gleichzeitig wurde mit dem Bau des "Waldhofes" begonnen .Beim Verkauf des Schlossguts durch die Erben im Jahr 1867 erwarb das Fürstenhaus Hohenlohe-Waldenburg den Waldhof mit der umgebenden landwirfschaftlichen Fläche und konnten so seinen Besitz in diesem Bereich arrondieren.
Sowohl der Bau des Waldhofes wie auch die Erweiterung des Kriegshölzles zu einem Hofgut zeigen die Verbundenheit des damaligen Schlossherren mit der Bevölkerung. Hatte doch so die nach Mißernten notleidende Bevölkerung durch Mithilfe bei den Bauarbeiten wenigstens eine Verdienstmöglichkeit.
Eschenau zählte zusammen mit Wieslensdorf im Juni 2023 2.383 Einwohner.
Sülzbach
Der Ortsname „Sülzbach“ wird auf einen Bach namens »Sülzbächlein« (sulziger, schlammiger Bach) zurückgeführt, dessen bitteres Wasser aus zwei Quellen gespeist worden sein soll. Dieser Bach sei am westlichen Fuß des Altenbergs im Giessübel zu Tal geflossen, bis im Jahr 1349 (?) ein Erdbeben die nordwestliche Bergspitze habe einrutschen lassen, wobei das Bächlein verschüttet worden sei (Chronik Obersulm, S. 109). In der Rommel-Chronik von Löwenstein wird von einem Erdbeben im Jahr 1348 berichtet, das die dortige Burg beschädigte.
Ortsgeschichte
Das ursprünglich zum Bistum Würzburg gehörende Dorf wird erstmals im »Öhringer Stiftungsbrief« von 1037 urkundlich erwähnt. Dort ist von »duabus hobis in Sulcibach« die Rede, als von zwei Huben, d.h. bäuerliche Hofstellen mit dem dazugehörenden Grund und Boden. In verschiedenen Veröffentlichungen wird immer wieder gerätselt, ob mit dem im Jahr 782 im sog. „Lorscher Kodex“ erwähnte Ort „Sulcibach“ unser Ort Sülzbach gemeint ist. Dr. Werner Heim, Historiker aus Heilbronn, verneint dies in seinem Vortrag von 1966 zur Einweihung der erneuerten Kirche in Sülzbach. Er begründet dies mit der Lage des Ortes im damaligen Königsgutsbezirk von Heilbronn, da aus diesem Bereich das Kloster Lorsch keine Schenkungen bekam. Sülzbach könnte als Ortschaft aber durchaus schon im 8. oder 9. Jahrhundert entstanden sein und zwar unter Einfluss des Bistums Würzburg. Dieses Bistum wurde 742 durch die fränkischen Könige gegründet und in seinem Bereich entstanden in der Folgezeit mehrere Kilianskirchen. Zur Einziehung des Kirchenzehntens bedurfte es einer straffen Organisation, die durch sog. Kirchensprengel geschaffen wurde. Ihr Sitz befand sich bei der jeweils ältesten Kirche dieses Sprengels. Man nannte solche Zentralkirchen auch Mutterkirchen. Mittelpunkt des Kirchensprengels im Weinsberger Tal war die Kilianskirche in Sülzbach. Das Bistum Würzburg, das auch die weltliche Herrschaft ausübte, übertrug 1323 Sülzbach als Lehen an die Herren von Weinsberg, von denen der Ort dann 1450 an die Kurpfalz überging. Nach dem bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg ging die weltliche Obrigkeit über Sülzbach im Jahr 1504 und nach einer kurzen Habsburger Zwischenepisode 1534 endgültig an das Herzogtum Württemberg über. Wirtschaftlich dagegen war Sülzbach mit fast allen Zehntabgaben seit dem Jahr 1490 in der Hand des Klosters Schöntal, das schon 1345 die Pfarrkirche mit allen Gütern von den Herren von Weinsberg erhalten hatte. Obwohl Sülzbach bei der Reformation vollständig zum evangelischen Glauben übertrat, behielt das Kloster Schöntal seine Einkünfte im Ort aufgrund einer Vereinbarung mit dem Herzogtum Württemberg bis zur Klosterauflösung 1802/1803.
Im Bauernkrieg schlossen sich auch mehrere Sülzbacher den Aufständischen an, die an Ostern 1525 Burg und Stadt Weinsberg einnahmen. Soweit sie nicht bei den Kampfhandlungen zu Tode kamen, wurden gefangen genommene Adelige „durch die Spieße“ gejagt. Der „Schwäbische Bund“ nahm für diese Bluttat verheerende Rache an den Bauernführern und setzte zusätzlich im Mai 1525 nicht nur Weinsberg, sondern auch umliegende Dörfer in Brand. In Sülzbach wurden nach der sog. »Herdstättenliste« von 43 Wohngebäuden 9 Häuser ein Raub der Flammen. Die heute das Ortsbild prägenden, stolzen Fachwerkgebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert.
Nach der Einwohnerstatistik von 1858 lebten 473 evangelische und 1 katholischer Einwohner im Ort. Unter den nach dem Zweiten Weltkrieg sich im Ort niedergelassenen Heimatvertriebenen und Flüchtlingen befanden sich dann auch mehrere katholische Familien.
Die sicher bedeutendste Persönlichkeit Sülzbachs war der Meistersinger und Chronist Michael Beheim. Er wurde 1416 in Sülzbach geboren und ist nach einem unsteten Leben an verschieden Höfen Europas vermutlich im Jahre 1474 hier ums Leben gekommen.
Sülzbach, Preisträger im Landes- und Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft“, zählte im Juni 2023 1.852 Einwohner.
Weiler
Der Ortsname „Weiler“ kommt in hochmittelalterlichen Urkunden in der Schreibweise »Wilare« vor. Weiler als Ortsname erscheint häufig bei Neusiedlungen des 8. und 9. Jahrhunderts.
Ortsgeschichte
Das Dorf wird erstmalig im »Öhringer Stiftungsbrief« von 1037 urkundlich erwähnt. Dort wird unter den Besitztümern des Öhringer Chorherrenstifts »Wilare dimidium«, also das halbe Dorf Weiler erwähnt.
An das heutige Baugebiet „Ziegelfeld“ angrenzend, lag das abgegangene Dorf „Neidlingen“. Ortsnamen auf „-ingen “ sind der ältesten, in Südwestdeutschland durchgängig der alamannischen Siedlungsstufe zuzuordnen. Noch 1406 wird im Zusammenhang mit einem Verkauf durch die Herren von Weiler »ze Nydlingen dem wyler»« erwähnt, das im frühen 15. Jahrhundert durch einen Brand vernichtet wurde. Es spricht manches dafür, dass von „Neidlingen“ aus „Weiler“ gegründet wurde und beide Siedlungen einige Zeit nebeneinander bestanden.
Um 1130 wird erstmalig die Adelsfamilie der Herren von und zu Weiler genannt. Der Ort stand zu dieser Zeit schon unter der Herrschaft der Grafschaft Löwenstein. Die im Hochmittelalter erbaute Burg wurde unter Dietrich von Weiler um 1590 von Grund auf erneuert. Im Schlosspark befindet sich eine der ältesten und größten Rosskastanien Deutschlands. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz.
In der Folge des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs geriet die Grafschaft Löwenstein und somit auch Weiler unter die Oberherrschaft des Herzogtums Württemberg.
Um 1530 führte Wolf von Weiler die Reformation in Weiler ein. Der Ort war zuvor ein Marienwallfahrtsort. Auch die Pfarrkirche ist „Unseren Lieben Frau“ gewidmet. Nach der Einwohnerstatistik von 1858 lebten 476 evangelische Einwohner im Ort.
In Weiler befindet sich in zusammen fünf Gebäuden entlang der Heilbronner Straße das größte Schul- und Spielzeugmuseum Baden-Württembergs.
Weiler zählte im Juni 2023 613 Einwohner.
Willsbach
Die überlieferten mittelalterlichen Formen des Namens „Willsbach“ lauten u.a.: »Wilerspach« (1254), »Wielspach« (1257: vinetum in Wielspach = Weinberg in Willsbach), »Wilrspach« (1330 und 1364), »Wildersbach« (1425), »Wilspach« (1441) und Wylspach (1459). Der Ortsname dürfte ursprünglich „Weiler an einem Bach“ bedeuten, zumal Weiler als Ortsname häufig bei Neusiedlungen im 8. und 9. Jahrhundert erscheint.
Ortsgeschichte
Auf eine frühere Besiedlung deutet der Flurname Illinger hin. Ein Gräberfeld aus eindeutig alamannischer Zeit weist auf einen vermuteten Ort Illingen nördlich des heutigen Bahnhofs hin. Nach dem Güterbuch von 1727 lag das Gewann Illinger in der früheren Flur Luizhofen. Eine Siedlung dieses Namens, die sich dort befand, wurde bereits im Mittelalter aufgelassen. Nach dem Landbuch von 1623 gab es in Willsbach noch der „Burghöften“, „hält mit dem Seedamm 6 Morgen und gehört dem Herzog“. Der Heilbronner Historiker Dr. Werner Heim hat 1957 sowohl diesen Damm als auch die Württembergische Versteinung im Gelände identifiziert und geht von einer kleinen Wasserburg aus. Die Spuren wurden durch eine spätere Flurbereinigung beseitigt. Auch der Name „Seebächle“ für den aus diesem Seitental kommenden Bachlauf deutet auf einen früheren See hin. Eine weitere Siedlung, “Hambach“, lag östlich von Willsbach und nördlich des dort fließenden Hambachs und grenzte mit seiner Markung an die von Löwenstein. Hambach hat in den urkundlichen Erwähnungen oft die Bezeichnung »Hanenbach«, »Hannebach« oder »Hanbach«.
Das im Mittelalter zur Grafschaft Löwenstein gehörende Dorf Willsbach wird erstmals 1257 in einer Urkunde erwähnt. Darin nahm Papst Alexander IV. das Zisterzienserinnenkloster Lichtenstern mit dessen ganzen Besitz in seinen Schutz. Darunter befand sich auch Willsbach (curiam quam habetis in villa que dicitur Wilersbach = die Rechte, die ihr (inne)habt in dem Willsbach genannten Weiler). Weiter benannt wird die nördlich der Sulm gelegene und die im Mittelalter aufgelassene Siedlung Luizhofen (vineas quas habetis in villa que Lucehoven vulgariter appelatur = Weinberge, die ihr in dem üblicherweise Luizhofen genannten Weiler besitzt).
Ein eigener Ortsadel bestand noch 1292 mit Ulrich und Konrad von Willsbach. Schon um 1100 wird im Hirschauer Codex eine in Willsbach (de Wirspach) geborene Cunisa (Cuniza) erwähnt. Auch das Backnanger Nekrologium nennt eine Cunitha comitissa de Wilerspach (Gerhard Fritz 1985). Cunisa war verheiratet mit Graf Adalbert III. von Calw. Deren Sohn Adalbert IV. nannte sich als erster Graf von Löwenstein. Nachdem zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Löwensteiner nicht nur die Oberhoheit über Willsbach ausübten, sondern hier auch als Grundherren große Eigenbesitzungen hatten, spricht manches dafür, dass diese Rechte und Besitzungen aus dem Heiratsgut von Cunisa herrühren. Cunisa dürfte aus einer bedeutenden Familie stammen und war sehr vermögend. So schenkt sie dem Kloster Hirsau den (abgegangenen) Weiler „Hollshofen“ bei Weinsberg, 20 Huben (bäuerliche Gehöfte) und eine Mühle ebendort.
1441 wurde die Grafschaft Löwenstein von den beiden letzten Grafen aus der (zweiten) habsburgischen Linie an die Kurpfalz verkauft, darunter Willsbach „mit ganzer Vogtei und Gericht“. Die Grafschaft wurde über vierzig Jahre später - 1488 - an Graf Ludwig von Löwenstein, den Stammvater der heutigen (dritten) wittelsbachischen Linie übergeben. Dabei behielt sich Pfalzgraf Philipp ausdrücklich Willsbach mit Hößlinsülz vor, die beide der damaligen kurpfälzischen Vogtei Weinsberg zugeschlagen wurden. In Folge des bayrisch-pfälzischen Erbfolgekriegs fiel die Vogtei Weinsberg und somit auch Willsbach 1504 an das Herzogtum Württemberg.
Im Bauernkrieg schlossen sich auch mehrere Willsbacher den Aufständischen an, die an Ostern 1525 Burg und Stadt Weinsberg einnahmen. Soweit sie nicht bei den Kampfhandlungen zu Tode kamen, wurden gefangen genommene Adelige „durch die Spieße“ gejagt. Der „Schwäbische Bund“ nahm für diese Bluttat verheerende Rache an den Bauernführern und setzte im Mai 1525 nicht nur Weinsberg, sondern auch umliegende Dörfer in Brand. In Willsbach wurden nach der sog. »Herdstättenliste« von 58 Wohngebäuden 13 ein Raub der Flammen.
1534 führte das Herzogtum Württemberg in seinem Herrschaftsbereich die Reformation ein. Nach der Einwohnerstatistik von 1858 lebten 1130 evangelische und 1 katholischer Einwohner im Ort. Unter den nach dem Zweiten Weltkrieg sich im Ort niedergelassenen Heimatvertrieben und Flüchtlingen befanden sich dann auch mehrere katholische Familien.
Willsbach zählte im Juni 2023 4.193 Einwohner.